Dienstag, 27. Juni 2006

Bruno der Bär ist tot!


"Bruno der Bär ist tot. Das wurde aber auch höchste Zeit, denn in Bärentotmacherkreisen war Deutschland schon unten durch. In Kanada hätte Bruno keine zwei Stunden überlebt, und in Rußland, wo die Menschen nach Feierabend auf Bärenabschießplätzen Entspannung suchen, wäre das Tier kaum zu Ruhm und Ansehen gekommen. Es ist aber noch aus anderen Gründen gut, daß er tot ist, denn der Bär war kurz davor, sich mit Schußwaffen auszurüsten und ein Blutbad unter der bayerischen Bevölkerung anzurichten. Das beweisen Rechnungen von Waffenhändlern, die bei dem Bären gefunden wurden. Außerdem entdeckte man einen Mitgliedsausweis der Linkspartei bei ihm sowie mehrere Taxiquittungen. Jetzt wird klar, warum er seinen Verfolgern so oft entwischen konnte und warum er überhaupt verfolgt wurde. DNA-Analysen sollen zeigen, ob es sich bei dem toten Tier wirklich um den gesuchten Bären oder doch um einen Spaziergänger mit starkem Bartwuchs handelt. Damit keine unschönen Gerüchte aufkommen, gab Kurt Beck vorsorglich eine Pressekonferenz, in der er erklärte, die angeblichen Einschußlöcher in seiner Hose seien von Motten verursacht. Ein Lebenszeichen von Fidel Castro liegt dagegen noch nicht vor.

Spezialisten untersuchen den Leichnam des ermordeten Braunbären Bruno. Im Vordergrund steht eine DNA-Analyse, mit deren Hilfe man feststellen will, ob das Tier vielleicht an irgendwelchen bislang ungeklärten Verbrechen beteiligt war. Ausschließen kann man zur Zeit, daß der Bär die tödlichen Schüsse auf John F. Kennedy abgegeben hat, und auch für den Tod von Lady Di scheint er nicht verantwortlich gewesen zu sein. Gerüchten zufolge hatte er aber eine Pilotenlizenz und plante möglicherweise, sich mit einem vollbesetzten Flugzeug ins Umweltministerium des Freistaates zu bohren. Der bayerische Fremdenverkehrsverband hat inzwischen Anzeige gegen die Mörder von Bruno erstattet. Den Braunbären umzunieten sei genauso ein Wahnsinn, als ob man Schloß Neuschwanstein in die Luft gesprengt hätte. Oberbayern wäre bis 2008 ausgebucht gewesen, jetzt würden die Übernachtungen storniert, vor allem die "Zimmer mit Bärblick" wolle keiner mehr haben. Vertreter der Kirche forderten, Bruno solle im Petersdom oder wenigstens in der Münchner Frauenkirche aufgebahrt werden, damit die Bevölkerung Abschied von ihm nehmen kann. Vorher will man aber noch klären, ob der Bär katholisch war."


Quelle: Die Welt vom 27. & 28.06.06, Autor: Hans Zippert.

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